Am 14.07.2022 um 6.50 Uhr hat unser Sonnenschein das Licht der Welt erblickt. Mit 4280g und 53cm ein kleiner Brocken, der seither meine volle Aufmerksamkeit fordert.

Geburtsbericht

Keine Eile

Der kleine Mann hatte keine Eile auf die Welt zu kommen. Denn am errechneten Entbindungstermin, dem 6.7.2022, gab es keine Anzeichen. Da ich mir so sehr gewünscht hatte, dass er sich schon vor dem Termin auf den Weg machen würde, wurde ich mit jedem weiteren Tag immer ungeduldiger. Jeden Abend habe ich gehofft, dass es nachts endlich losgeht. Jeden Morgen war die Enttäuschung groß.

Keine Einleitung

Dennoch kam eine vorzeitige Einleitung für mich nicht in Frage. Aufgrund meines Alters hätte ich ab dem Entbindungstermin auf eine Einleitung bestehen können. Aber die Angst, dass die Einleitung Tage dauern und die Geburt ins Stocken kommen könnte, war zu groß. Also wartete ich einfach weiter. Solange aus ärztlicher Sicht keine Einleitung nötig war, verzichtete ich darauf. Stattdessen versuchte ich die üblichen Mittel, um die Geburt hervorzurufen. Putzen, spazieren, Treppen steigen, heißes Bad, Himbeerblättertee, Akupunktur, uvm. Nichts half.

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Rizinusöl

Nach Rücksprache mit meiner Hebamme trank ich am 13.07.2022 noch ein Glas Aprikosensaft mit Rizinusöl. Die abführende Wirkung kann – wenn das Kind soweit ist – auch Wehen hervorrufen. Ich setzte also meine ganze Hoffnung auf diesen Wehencocktail und auf die Tatsache, dass wir Vollmond hatten. Was von beiden am Ende die Geburt in Gang gebracht hat, weiß ich bis heute nicht. Aber nachts ging es tatsächlich los.

Jetzt geht´s los

Nachdem ich um 23 Uhr meinen Riszinusöl-Saft getrunken habe, ging ich ins Bett. Nach der Aussage meiner Hebamme, sollte die abführende Wirkung erst ein paar Stunden nach der Einnahme eintreten. Also versuchte ich zu schlafen. Ab 2 Uhr wurde ich unruhig und ging jede Weile auf Toilette. Die abführende Wirkung blieb zunächst aber aus. Stattdessen hatte ich irgendwie Druck und auf Toilette zu sitzen machte es leichter. Also pendelte ich immer zwischen Toilette und Bett. Nach 3 Uhr musste ich dann auch meinen Darm entleeren, aber der Druck blieb weiterhin und wurde stärker. Im Nachhinein würde ich sagen, dass der Druck das Öffnen des Muttermundes war.

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Die ersten Wehen

Zwischendurch ging ich immer wieder ins Bett und versuchte weiterzuschlafen. Um 4.30 Uhr war der Druck wieder da und als ich aufgestanden bin, um auf Toilette zu gehen, lief ich etwas aus. Da es nur ganz bisschen war, war ich mir im ersten Moment nicht sicher, ob es die Fruchtblase sein könnte. Als ich dann auf Toilette feststellte, dass es blutig war, weckte ich meinen Mann mit den Worten: Ich glaube es geht los! Also zog ich mich um und versuchte noch meine Zähne zu putzen. In dem Moment kamen die ersten Wehen, die ich wegatmen musste.

Auf dem Weg ins Krankenhaus.

Um 4.50 Uhr fuhren wir zum Krankenhaus. Die Wehen wurden immer stärker und kamen schon im 2 Minuten-Abstand. Also bat ich meinen Mann, doch etwas schneller zu fahren. Im Krankenhaus angekommen musste ich auf dem Weg zum Kreißsaal mehrmals stehen bleiben und die Wehen abwarten.

CTG

Im Kreißsaal angekommen musste ich mich auf den Rücken legen, damit das CTG geschrieben werden konnte. Nach 10 Minuten konnte ich diese Position nicht aushalten und fragte, ob ich mich auch hinstellen könnte. Breitbeinig und mit dem Oberkörper an das Bett gelehnt konnte ich die Wehen einigermaßen ertragen. Die kamen inzwischen so stark und schnell hintereinander, dass mir kaum Zeit zum Luftholen blieb. Da die Werte beim CTG nicht optimal waren, sollte ich entweder in kurzer Zeit 1 Liter Wasser trinken oder eine Infusion bekommen. Ich entschied mich für die Infusion, da mir überhaupt keine Zeit zum Trinken blieb.

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Schmerztropf

Die Wehen wurden immer stärker und kurze Zeit später konnte ich auch nicht mehr stehen. Also legte ich mich seitlich auf das Bett und ließ das Bein in der Luft. Natürlich fehlte mir auch die Kraft, um das Bein in der Luft zu halten. Aber nur so konnte ich den Druck beim Öffnen des Muttermundes ertragen. Also hielt mein Mann die ganze Zeit mein Bein fest und ich versuchte die Wehen wegzuatmen. Ich verlangte nach einem Schmerztropf, den ich aber nicht haben konnte, da noch die Infusion lief. Erst danach bekam ich Schmerzmittel, die die Wehen minimal erträglicher machten.

Presswehen

Irgendwann wurde der Druck immer stärker und die Hebamme meinte, dass er jetzt kommen möchte und ich pressen muss. Nun ja, was soll ich sagen. Es ist nicht so angenehm einen Kopf mit 36cm Kopfumfang und noch der Hand am Kopf rauszupressen. Aber mir blieb nichts anders übrig. Obwohl ich mehrmals geschrien habe, dass ich nicht kann und nicht will, kam ich aus der Nummer nicht mehr raus 😉 Auf Anweisung der Hebammen musste ich meine Beine mit den Händen festhalten und mein Kinn an die Brust legen, um mehr Druck aufzubauen.

Da ist das Köpfchen

Nachdem mir die Hebamme auch noch gesagt hat, ich muss jetzt unbedingt pressen, da es dem Kind nicht gut geht, gab ich alles. Plötzlich hörte ich meinen Mann sagen, dass er das Köpfchen schon sieht. Kurze Zeit später war dann auch der restliche Körper draußen und lag vor meinen Beinen. Das Baby machte keinen Mucks und ich bekam Panik. Ist alles in Ordnung? Die Hebamme versicherte mir, dass alles gut ist. Der kleine Mann hatte sich die Nabelschnur zweimal um den Kopf gewickelt und musste erstmal davon befreit werden. Zum Glück war die Nabelschnur lang genug, so dass er unter den Wehen nicht davon erdrückt wurde.

Mein Baby

Direkt im Anschluss wurde er mir auf die Brust gelegt und ich konnte ihn endlich festhalten. Während er auf mir lag und mich direkt voll gekackt hat, wurde ich untersucht und genäht. Laut Hebamme waren die Verletzungen minimal, bescherten mir im Nachhinein allerdings etwas Probleme.

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Geburtsverletzungen

Der Scheidenriss war zwar nur minimal, aber stark angeschwollen. Somit konnte ich in den ersten Tagen nicht sitzen. Da es nicht besser wurde, schickte mich die Hebamme nochmal zur Untersuchung ins Krankenhaus. Die Ärztin konnte soweit nichts feststellen, löste allerdings die Knoten der Naht, da sie der Meinung war, diese würden drücken und mir die Schmerzen bereiten. Ein paar Tage später wurde es besser und inzwischen sind die Verletzungen abgeheilt. Auch die Hämorrhoiden sind wieder weg, wobei ich die kaum gemerkt habe.

Ende gut, alles gut

Nun ist der kleine Mann auch schon 4 Wochen alt und wir spielen uns so langsam ein. Die Brustwarzen sind nicht mehr wund und ich muss auch nicht mehr beim Stillen heulen. Stattdessen schlagen wir uns jetzt die Nächte um die Ohren und hoffen darauf, dass er irgendwann mal auch 4 – 5 Stunden am Stück schläft 😉

Eure Yvonne

Fotocredit: Helena Neufeld